Strassennamen

Dr. Wolfgang Suchanek unterzog sich der Mühe, die Protokolle des Lipperoder Gemeinderates auf Straßenbau und Straßenunterhaltung durchzusehen. Die entsprechenden Notizen gehen in diese Darstellung der Lipperoder Straßen mit ein. Wilhelm Klüsener versuchte anhand der Kindergartenliste des evangelischen Kindergartens von 1906 bis 1965 die Namengebung der Straßen zeitlich zu rekonstruieren.

Allgemeines

In Lipperode, wie auch in anderen Gemeinden, gab es anfangs keine offiziellen Straßenbezeichnungen. Oft wurden alte Flurnamen im Volksmund zur Straßen- und Wegebezeichnung (z.B. Bruch) benutzt. Die alten Hausnummern in Lipperode entstanden in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Nummerierung erfolgte nicht nach dem Alter der Gebäude; vielmehr war die Höhe der Kontribution, heute würde man sagen die Höhe der Grund- und Einkommensteuer, für die damalige Nummerierung maßgeblich. Der größte Hof erhielt die Nr. 1. Es war der Hof Butterweck, der heute noch die Bezeichnung „Zum Hof 1“ hat.

Die Kindergartenliste kann nur einen ungefähren Anhaltspunkt über die zeitliche Namensgebung beanspruchen. Kann es doch durchaus vorkommen, daß keine evangelischen Kinder in dem betreffenden Jahr den Kindergarten besuchen. Aber nach den bisherigen Erfahrungen sind die Daten doch recht genau. Es kann festgehalten werden, daß um 1924 die ersten bleibenden Straßennamen erscheinen. Hindenburg-, Wilhelm-, Bismarck-, Reuter- und Teichstraße, wobei die Reuterstraße noch einmal „verlegt“ wurde. Allerdings gab es früher schon ein paar Mal eine Namensgebung. Diese Straßennamen waren aber nicht von Dauer: 1909/1910 Neue Reihe, 1914/1915 Langer Weg, sowie Damm und Brede. Hierauf wird später noch eingegangen.

Hindenburgstrasse

In der Kindergartenliste des evangelischen Kindergartens Lipperode kommt die Hindenburgstrasse erstmals im Jahr 1924 vor. Drei Kinder: Adolf und Annemarie Barkey, sowie Margarethe Remmert werden aufgeführt. In den Jahren davor erscheinen Adolf und Annemarie Barkey nur unter der Hausnummer 37.

Im April 1967 benannte der Lipperoder Gemeinderat, auf Vorschlag einer Kommission, zahlreiche Straßen. Dies war notwendig zur besseren Orientierung und wegen Festlegung neuer Hausnummern. In einem Bericht der Zeitung Patriot vom 17.4.1967 heißt es: „Hindenburgstraße (von Hauptstraße bis Fritz Brand)“. Dies war keine neue Festlegung, sondern eine endgültige Bestätigung. Vor der Namengebung im Jahre 1924 hieß die Straße im Volksmund „Ecke“ oder „Die Ecke“. Sicher wird diese Bezeichnung unter alten Lipperödern heute gelegentlich noch gebraucht. In dem Plan von 1778 kann man die winkelige Straße, wie auch die Wilhelmstraße, deutlich erkennen.

Die Bismarckstrasse, sowie die von ihr abgehenden gegenüberliegenden Strassen, die Hindenburg- und Wilhelmstrasse sind offensichtlich nach Lemgoer Vorbild angelegt worden. Ebenso wie Strassen in Alverdissen. Hier bildet die Heerstrasse zwischen Lemgo und Hameln die Mittelachse, von der zwei Strassen halbkreisförmig abzweigen. Nach den Protokollen des Gemeinderates Lipperode, erhielt die Hindenburgstrasse im Jahre 1929 eine neue Decke.

Wilhelmstrasse

Auch diese Strasse weist die Kindergartenliste zum ersten Mal im Jahre 1924/1925 aus. Es ist Erika Seiger, die im Haus 4b wohnt. Vorher kommt diese Hausnummer, ohne Strassenbezeichnung, im Jahre 1912/1913 vor. In dem schon angeführten Beschluß des Lipperoder Gemeinderates wird auch die Wilhelmstrasse genannt: „Wilhelmstrasse (von der Hauptstrasse bis Brüggemann)“. Auch die Wilhelmstrasse wurde im Volksmund als „Ecke“ bezeichnet.

Aus den Protokollen des Gemeinderates Lipperode:

25.9.1924: Gesuch der Anwohner der Wilhelmstrasse um Ausbesserung der Strasse. Beschluß: Die Anwohner sollen die Gossen reinigen. Der Fahrdamm soll an der fraglichen Stelle durch Kleinschlag erhöht werden.

13.10.1927: Bei der Einfahrt in die Wilhelmstrasse soll ein gemauerter Kanal hergestellt werden. Der Kanal bei Seiger (Nr. 16) soll nach Bedarf verlängert werden.

10.3.1931: Zur Ausbesserung der Wilhelmstrasse wird ein Zuschuß von 550 RM gewährt.

10.2.1937: Eine Gosse soll angelegt werden.

26.7.1938: Josef Westermann will Einziehung des Fußweges zu seinen Häusern an der Wilhelmstrasse zum Friedhof. Dies wird abgelehnt, da der Weg einem dringenden Bedürfnis entspricht und es sich um alte Rechte handelt.

Bismarckstrasse (vorher Hauptstrasse und Dorfstrasse)

In der Kindergartenliste kommt die Bismarckstrasse zuerst im Jahr 1926/1927 vor. Walter Kötter wohnte in der Bismarckstrasse 194, Fritz Fricke in Nr. 195. Die Hauptstrasse erscheint 1923/1924 zum ersten Mal. Fritz Hättich in Nr. 8 und Frieda Jülicher in Nr. 4. In dem Jahr davor wohnte Fritz Hättich noch in der Dorfstrasse 8 und Frieda Jülicher lediglich in Nr. 4.

Die Protokolle sprechen schon im Jahre 1907 von der Hauptstrasse. Dieser Widerspruch zwischen den verschiedenen Bezeichnungen Hauptstrasse und Dorfstrasse konnte bisher nicht aufgehellt werden. Wahrscheinlich kam es auf die Strassennamen nicht so genau an, gab es doch die Hausnummern, die man kannte, und die verbindlich waren.

Von dieser Zeit bis zur Eingemeindung nach Lippstadt verlief die Bismarckstrasse vom Kriegerdenkmal bis zum Delbrücker Weg. In dem schon angeführten Zeitungsbericht vom 17.4.1967 wird noch einmal darauf hingewiesen. Der Hof Seiger (heute Eigentum der Stadtwerke Lippstadt) lag an der „Schleuse“. Eigentlich war dies ein Strassenname für sich. Erst seit der Eingemeindung hat die Bismarckstrasse die heutige Länge: von der katholischen Kirche über den Delbrücker Weg bis zur Ortsgrenze von Mastholte.

Aus den Protokollen des Gemeinderates Lipperode:

8.8.1907: Beschlußfassung über die Entwässerung der Hauptstrasse. Da die Hauptstrasse in Lipperode nach Norden ein stärkeres Gefälle hat, wäre es zweckmäßig, wenn die Rohranlage vorläufig nicht angelegt würde. Der Gemeindeausschuß hält es für zweckmäßiger, diese durch gepflasterte Gassen zu ersetzen. Was die Höhenlage der Strasse betrifft, so hat der Gemeindeausschuß den Wunsch ausgesprochen, von dieser Verfügung, unter Zustimmung des Amtes Abstand zu nehmen, weil von beiden Seiten der Straße alles bebaut ist und die erste Baufluchtlinie ohne Angabe der Höhenlage vom Fürstlichen Verwaltungsamte genehmigt worden ist.

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